Politik als Beruf: Dein Weg in die Kommunalpolitik

Am 10. Oktober 2024 fand der Diversify-Talk mit dem Thema „Politik als Beruf: Dein Weg in die Kommunalpolitik“ statt. In einer spannenden Online-Veranstaltung gaben erfahrene Kommunalpolitiker:innen und Expert:innen wertvolle Einblicke, wie der Einstieg in die lokale Politik gelingt und welche Herausforderungen auf dem Weg zu mehr Diversität warten. 

 

Moderiert von Takudzwa Samuriwo diskutierten Yunas Kaya (CDU Bremen), Mahwish Iftikhar (Bündnis 90/Die Grünen) und Dr. Özgür Özvatan (Experte für Diversität) darüber, wie junge Menschen ihren Platz in der Kommunalpolitik finden können.

 

Im Anschluss an das Gespräch gab es eine offene Fragerunde, bei der die Teilnehmenden

ihre Anliegen direkt einbringen konnten. Fragen zur Repräsentation von Menschen mit Migrationshintergrund, zu Herausforderungen innerhalb der Partei sowie zur Vereinbarkeit von Care-Arbeit und politischem Engagement wurden diskutiert.

 

Max Weber stellte in seiner berühmten Rede „Politik als Beruf“ fest, dass Politik ein Beruf sei, bei dem man „sich selbst, seine Fähigkeiten und sein Wissen ganz einsetzt“. Die Frage, die sich aber heute stellt: Wie gelingt das für junge, diverse Menschen, wenn viele politische Strukturen nicht inklusiv sind?

Die Herausforderung: Zwischen Idealismus und Realität 

Laut Mahwish Iftikhar scheitern vor allem junge migrantische Menschen oft an fehlenden Ressourcen, die es für eine Karriere in der Kommunalpolitik benötigt.

Sie, zum Beispiel, konnte ihrer Arbeit in der Kommunalpolitik aufgrund eines Stipendiums nachgehen. 

Dr. Özgür Özvatan, Politikwissenschaftler und Experte für Diversität, erklärte, dass politische Strukturen weiterhin von alten Normen geprägt sind, die vielfach Barrieren für diverse Perspektiven darstellen. Diese Strukturen erschweren eine gesamtgesellschaftliche Demokratie.

Das bedeutet: Wer in die Kommunalpolitik einsteigen will, muss bereit sein, bestehende Strukturen infrage zu stellen. Es geht nicht nur um individuelle Ambitionen, sondern um das Durchbrechen von Barrieren, die von traditionellen politischen Systemen aufrechterhalten werden.

„Die politische Macht ist noch zu oft exklusiv“

Echte politische Veränderung? Nur mit Netzwerken!
Die Diskussionsrunde zeigte: Der Weg in die Kommunalpolitik ist nicht nur eine persönliche Herausforderung, sondern auch eine Frage des Netzwerks.

Ein weiterer wichtiger Punkt der besprochen wurde ist der mögliche Spagat zwischen politischem Engagement und Care-Arbeit. Gerade junge Menschen und vor allem Frauen, die in familiäre Verpflichtungen eingebunden sind, haben hier eine doppelte Belastung.

Diesbezüglich braucht es laut Mahwish Iftikhar flexiblerere Konzepte für alle, sodass politische Strukturen nicht nur „Karriere_Menschen“ ansprechen, sondern Raum für alle schaffen.

Yunas Kaya von der CDU Bremen und Mahwish Iftikhar von Bündnis 90/Die Grünen berichteten, wie sie durch Kontakte und Mentoring-Programme ihre ersten politischen Schritte machten. Gerade zu Beginn ist es wichtig, sich politische Unterstützung zu holen und Zugang zu etablierten Netzwerken zu schaffen. 


Fragen der Teilnehmenden: So geht politischer Einfluss

In der offenen Fragerunde wurde das große Interesse der Teilnehmenden deutlich: Wie schafft man es, sich Gehör zu verschaffen und politisch wirksam zu sein? Die Expert:innen waren sich einig: Es geht darum, durch Netzwerke und Bildung die Grundlage für eine erfolgreiche politische Karriere zu legen, aber auch nicht den Mut zu verlieren, wenn es schwierig wird. Mawish Iftikhar betonte auch, dass Menschen, die in der Kommunalpolitik arbeiten möchten, tief davon überzeugt und motiviert sein müssen, um den Hürden und den Aufgaben gerecht zu werden.

Gerade junge, diverse Menschen müssen lernen, ihre Stimme in der Politik zu erheben – auch wenn das gegen etablierte Strukturen stößt. 


Was bringt der Weg in die Kommunalpolitik wirklich?

Es reicht nicht, in die Politik einzutreten, sondern man muss auch aktiv für Diversität und Inklusion kämpfen. Laut Yunas Kaya kann man politische Mikroprozesse verändern, sobald man Teil einer Partei ist. 

„Politik ist nicht nur ein Job, sondern eine Art, die Welt zu verändern“

Folgende Handlungstipps für Einsteiger:innen wurden im Talk besprochen
  • Netzwerke aufbauen: Nutzt jedes Event und jede Gelegenheit, um mit etablierten Akteur:innen in Kontakt zu treten. Die Verbindungen, die man zu Beginn aufbaut, sind entscheidend.
  • Politische Bildung nutzen: Auch wer nicht politisch aufgewachsen ist, kann sich fort- und weiterbilden. Nutzt Mentoring-Programme und Seminare, um das nötige Wissen zu erlangen.
  • Verantwortung übernehmen: Sucht nach Wegen, Verantwortung zu übernehmen. Ob in einem Jugendparlament oder bei lokalen Projekten – engagiert euch aktiv in politischen Prozessen.

Es ist ein langer, manchmal steiniger Weg, aber es lohnt sich, für Veränderung zu kämpfen.

Fazit und Danksagung

Der Talk bot eine wertvolle Plattform, um die Hürden auf dem Weg in die Kommunalpolitik zu erläutern, aber auch zu überlegen, wie sie überwunden werden können.

Ein großes Dankeschön geht an unsere Kooperationspartner, die diesen wichtigen Talk ermöglicht haben: die Deutschlandstiftung Integration, die Hertie-Stiftung und die START-Stiftung, sowie natürlich den Redner:innen. Ohne ihre Unterstützung wäre dieses Event nicht möglich gewesen. 


Das Gespräch im Video 

Für alle, die tiefer in die Diskussion eintauchen möchten, ist das gesamte Gespräch im eingebetteten Video in voller Länge verfügbar. Hier können die Teilnehmenden, die unterschiedlichen Perspektiven und Empfehlungen der Expert:innen  noch einmal in Ruhe nachverfolgt werden.

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